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Karl May und die Alemannen

Sicherlich macht es Sinn, auf der Homepage eines in Freiburg im Breisgau angesiedelten Karl-May-Freundeskreises auch einen Blick auf die Beziehungen Karl Mays zum alemannischen Sprachraum zu werfen. Hierbei tut sich zuerst einmal die Frage auf, was denn alles zu diesem Sprachgebiet zählt. Genau genommen gehören sowohl das ganze schwäbische Sprachgebiet (von nördlich Stuttgart bis nach Augsburg) als auch das Elsass, Süd­baden, die deutsprachige Schweiz, Lichtenstein sowie der Westen Österreichs (Vorarlberg) und ein paar Sprachinseln in Italien zum alemannischen Sprachraum. Nördlich von diesem spricht man fränkisch, im Osten bairisch, im Süden italienisch oder räto-romanisch und im Westen frankoprovenzalisch oder französisch spricht.

Dass es Beziehungen Karl Mays nach Südbaden – insbesondere zum Breisgau – gab, ist zumindest all denen bewusst, die sich einmal näher mit der Werksgeschichte der typischen „grünen Bände“, die heute unter dem Reihennamen „Karl Mays Gesammelte ­Werke“ bekannt sind, befasst haben. Trat doch der noch heute für die Bücher Mays charakteristische Buchtypus (kleinoktav, grüner Einband mit buntem Deckelbild und schwarzgoldenem, mit Arabesken verziertem Rücken), der nicht nur zum Lesen, sondern auch zum Sammeln der Bände verführt, von Freiburg im Breisgau aus seinen Siegeszug in die Bücherregale der Erwachsenen und Jugendlichen an.
Es war der Freiburger Verleger Friedrich Ernst Fehsenfeld, der als junger Buchhändler die Idee hatte, die in etlichen Zeitschriften zerstreuten Orient- und Wild-West-Erzählungen Mays in gesammelter Form heraus zu geben. Den Auftakt sollte dabei die in der Zeitschrift „Deutscher Hausschatz“ über mehrere Jahrgänge hinweg in Fortsetzungen veröffentlichte Reiseerzählung „Im Schatten des Großherrn“ (Giölgeda padishanün) machen. Im Frühjahr 1891 unterbreitete Fehsenfeld dem bereits sattsam bekannten sächsischen Erfolgsschriftsteller diesen Plan schriftlich. Im Spätjahr wurde dann, nach einem ersten persönlichen Kontakt, zwischen den beiden ein entsprechender Vertrag geschlossen, der – wie die Geschichte zeigen sollte – beide zu wohlhabenden Männern machte; Karl May wurde gar zum auflagestärksten Schriftsteller deutscher Sprache.
Nachdem verabredungsgemäß innerhalb eines Jahres bis Weihnachten 1892 sechs Bände der Reiseerzählung aus dem Türkenreich auf den Markt gekommen waren (Durch Wüste und Harem, Durchs wilde Kurdistan, Von Bagdad nach Stambul, In den Schluchten des Balkans, Durch das Land der Skipetaren, Der Schut) machte sich Karl May an die Überarbeitung des Winnetou-Stoffes, der in drei Bänden erscheinen sollte. Kurz nachdem im Mai 1893 der erste Band dieser berühm­ten und erfolgreichen Trilogie erschienen war, gönnte er sich eine Ferienreise ins Großherzogtum Baden, um zusammen mit seiner ersten Ehefrau Emma seinen neuen Verleger in Freiburg zu besuchen. Belegt ist in diesem Zusammenhang ein Aufenthalt am romantischen Titisee, wo Karl May am 9. Juni 1893 eine Ansichtskarte an seinen Schwager im fernen Sachsenland verfasste. Die Karte, die den Text „Gruß aus dem schönen Schwarzwald. Heut sind wir an diesem See gewesen. Morgen fahren wir in die Schweiz. Karl“ trägt und auf der sich eine Abbildung des Titisees nebst dem Schwarzwald Hotel befindet, wurde zehn Tage später in Freiburg zur Post gegeben. Von der Hauptstadt des Breisgaus aus reisten May und Frau dann kurzentschlossen mit Familie Fehsenfeld nach Bönigen am Brienzer See weiter, um in der Schweiz den in Freiburg und am Titisee begonnenen Urlaub fortzusetzen.
Dieser Aufenthalt am Brienzer See stellt – obschon es Spekulationen darüber gibt, ob Karl May nicht bereits in seiner Jugendzeit die eine oder andere Auslandsreise unternommen hat und hierbei auch in die Schweiz kam – seinen ersten sicher belegten Aufenthalt im Land der Eidgenossen dar. In Böningen verbrachten er, Fehsenfeld und deren Wirt ganze Nächte beim Kartenspiel.
Im Oktober 1895 fuhr Karl May erneut nach Freiburg, um bei seinem Verleger Fehsenfeld Einblick in dessen Geschäftsbücher zu nehmen und die mit ihm abgerechneten Absatzzahlen zu überprüfen. Die Überlieferung sagt, dass Karl May bei einem dieser Freiburg-Aufenthalte auch die Wallfahrtskapelle St. Ottilien und das dortige Wirtshaus besuchte.

Ende März / Anfang April 1899 weilte Karl May dann ein zweites Mal in Südbaden und in der Schweiz. Am Abend des 29. März 1899 traf er auf dem Weg nach Genua - von wo aus er seine große, schicksalsträchtige Orientreise antreten sollte - in Begleitung seiner Frau und eines befreundeten Ehepaares von Frankfurt kommend erneut in Freiburg ein und besuchte dort wiederum das Ehepaar Fehsenfeld. Für den folgenden Tag ist lediglich überliefert, dass die drei Familien einen Ausflug unternahmen. Die Vermutung liegt nahe, dass Fehsen­feld’s die Gelegenheit nutzten, ihre Gäste nach Ehrenstetten zu ­lotsen, wo Mays Verleger im Jahr zuvor den Lehenhof als Jagdquartier erworben hatte. Dort bot sich die idyllische Gelegenheit, den Blick über das fruchtbare Rheintal bis zu den fernen Vogesen, hinter denen allabendlich die Sonne untergeht, schweifen zu lassen.
Am Tag darauf ging es dann von Freiburg im Breisgau nach Lugano und von dort über Como, Mailand und Pavia nach Genua. Obwohl May die Schweiz diesmal im wahrsten Sinne des Wortes durcheilte, nahm er doch erstaunlich viel an nachhaltigen Eindrücken in sich auf. Diesen Empfindungen sind zum Beispiel die in Lugano zu Papier gebrachten Gedichte „Am Gotthard“ und „San Salvatore“ zu verdanken. Und dass May – gut zwei Wochen später – in Ismailija und Kairo noch einmal zur Feder griff und unter der Sonne Ägyptens die Gedichte „Am Vierwaldstädter See“ und „Auf Rigi-Kulm“ verfasste, beweist, wie nachhaltig die Gewalt der schweizerischen Landschaft auf ihn wirkte.
Im September 1901 fuhr May dann ein drittes Mal in das Land der Eidgenossen, wo er ab 20. September im berühmten Wallfahrtsort Maria Einsiedeln geschäftliche Verhandlungen mit dem dortigen Verlag Eberle & Rickenbach führte. Auch der Einsiedler Verlag Benzinger & Co pflegte Kontakte zum sächsischen Erfolgsschriftsteller, war seinerzeit doch jeder katholische Verlag froh, wenn er die eine oder andere von Mays Marienkalendergeschichten abdrucken durfte. Unter Mays Marienkalendergeschichten verdient die Erzählung „Mutterliebe“ eine besondere Erwähnung, erfuhr sie doch in der Schweiz
– und zwar in den Jahrgängen 1898 und 1899 des „Einsiedler Marien­kalender(s)“ des Verlags Eberle & Rickenbach – ihre Erstveröffent­lichung. Gegen Ende September 1901 begab sich May dann von Einsiedeln aus in die Weltabgeschiedenheit des Rigi-Kulm-Gipfels, wo er den Schlussteil seines pazifistisch geprägten Spätwerkes „Et in terra pax“ zu Papier brachte und intensiv an der Broschüre „Karl May als Erzieher“ arbeitete.
Diesen Bezügen zur Schweiz sollen weitere zu anderen Gegenden des alemannischen Sprachraums zur Seite gestellt werden. Nicht nur, dass die berühmten „grünen Bände“ im Jahre 1892 in Freiburg im Breisgau das Licht der Welt erblickten, elf Jahre zuvor, im August 1881, brachte der Verlag von J.H. Geiger (Moritz Schauenburg) in Lahr (Großherzogtum Baden) den ersten Jahrgang des „Großen Volks-Kalender des Lahrer Hinkenden Boten für das Jahr 1882“ auf den Markt. Dieser Kalender enthielt unter dem Titel „Fürst und Leiermann“ eine von Karl May verfasste und hier erstmals veröffentlichte Episode aus dem Leben des „alten Dessauer“.

Im Jahre 1884 brachte der Lahrer Verlag Moritz Schauenburg übrigens den Titel „Fürst und Leiermann“ innerhalb der Reihe „Volksbibliothek des Lahrer Hinkenden Boten“ (Nr. 7-9) in einem 36seitigen Büchlein erneut heraus; bis etwa 1905 folgten zwei weitere Auflagen des Titels.
Nicht unerwähnt dürfen Karl Mays Bezüge nach Augsburg bleiben, wo er am 8. Dezember 1909 im Schießgrabensaal den vielbeachteten Vortrag „Sitara, das Land der Menschheitsseele“ hielt. Ferner erschien in den Jahren 1909/10 in der literarischen Beilage „Lueginsland“
der katholischen „Augsburger Postzeitung“ Winnetou IV (später: Winnetous Erben) als Vorabdruck. In Kirchheim unter Teck hingegen begann Karl May im Herbst 1898 mit der Arbeit am Jubiläumsband XXV der ­Fehsenfeld-Reihe, „Am Jenseits“. Nach Kirchheim hatte er sich zurück gezogen, um Ruhe für seine Arbeit zu finden.

Michael Rudloff
 
   
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