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Karl May und die Schweiz
Während allgemein bekannt ist, dass Karl Mays Romanfiguren fiktiv z.B. „Durch das Land der Skipetaren“ oder andere Phantasiewelten ritten, ist nur wenigen Schweizern bewusst, dass sich Karl May alias Old Shatterhand alias Kara Ben Nemsi sogar real verschiedene Male „Im Land der Eidgenossen“ aufgehalten hat. Ein erster Schweiz-Aufenthalt lässt sich im Sommer 1893 nachweisen, als sich Karl May einige Tage am Brienzer See aufhielt. Mit seiner damaligen Ehefrau Emma hatte er sich kurzentschlossen der Familie seines Verlegers Friedrich Ernst Fehsenfeld, den er in Freiburg im Breisgau besuchen wollte, angeschlossen, und war mit diesen nach Böningen bei Interlaken gefahren, um dort gemeinsam Urlaub zu machen. Obwohl es Spekulationen darüber gibt, ob Karl May in seiner Jugendzeit wohl die eine oder andere Auslandsreise unternommen hat, und bei einer dieser Reisen gar auch durch die Schweiz kam, stellt der Aufenthalt am Brienzer See der erste sicher belegte Aufenthalt Mays in der Schweiz dar.
Ein zweites Mal weilte Karl May Ende März / Anfang April 1899 in der Schweiz. Diesmal befand er sich allerdings nur auf der Durchfahrt. Von Freiburg im Breisgau kommend ging es nach Lugano und von dort über Como, Mailand und Pavia nach Genua, von wo aus er nach heutigem Wissensstand erstmals Europa verließ, um seine große, schicksalsträchtige Orientreise anzutreten. Obwohl May das Land der Eidgenossen diesmal im wahrsten Sinne des Wortes durcheilt hatte, nahm er doch einiges an nachhaltigen Eindrücken in sich auf. Diesen Empfindungen sind zum Beispiel die in Lugano zu Papier gebrachten Gedichte „Am Gotthard“ und „San Salvatore“ zu verdanken. Dass May – gut zwei Wochen später – in Ismailija und Kairo noch einmal zur Feder griff und unter der Sonne Ägyptens die Gedichte „Am Vierwaldstädter See“ und „Auf Rigi-Kulm“ verfasste beweist, wie nachhaltig die Gewalt der schweizerischen Landschaft auf ihn wirkte.
Im September 1901 fuhr May dann ein drittes Mal in die Schweiz, wo er ab 20. September im berühmten Wallfahrtsort Maria Einsiedeln geschäftliche Verhandlungen mit dem dortigen Verlag Eberle & Rickenbach führte. Auch der Einsiedler Verlag Benzinger & Co pflegte Kontakte zum sächsischen Erfolgsschriftsteller, war seinerzeit doch jeder katholische Verlag froh, wenn er die eine oder andere von Mays Marienkalendergeschichten abdrucken durfte. Unter Mays Marienkalendergeschichten verdient die Erzählung „Mutterliebe“ eine besondere Erwähnung, erfuhr sie doch in der Schweiz – und zwar im „Einsiedler Marienkalender“ 1898/99 des Verlags Eberle & Rickenbach – ihre Erstveröffentlichung.
Gegen Ende September 1901 begab sich May dann von Einsiedeln aus in die Weltabgeschiedenheit des Rigi-Kulm-Gipfels. Über Jahrzehnte hinweg ging die Karl-May-Forschung davon aus, dass er dort sein pazifistisch geprägtes Spätwerk „Et in terra pax“ zu Papier brachte. Inzwischen steht zwar fest, dass er im Rigi-Kulm-Hotel höchstens noch am Schlussteil dieses Romans feilen konnte, doch ist gesichert, dass er hier intensiv an der Broschüre „Karl May als Erzieher“ arbeitete.

Die drei nachgewiesenen Aufenthalte Karl Mays in der Schweiz belegen, dass man im Land der Eidgenossen direkt auf den Spuren Old Shatterhands wandeln kann. Dass man darüber hinaus aber auch anhand seines Werkes nachweisen kann, dass May mit dem Begriff „Schweiz“ Positives assoziierte, ist eher unbekannt. May verwendete in seinen Veröffentlichungen den Begriff Schweiz nie in einem negativen Kontext. Stellvertretend hierfür kann auf seinen Kolportageroman „Der verlorene Sohn“ verwiesen werden, in dem ihm die Vokabel „Schweiz“ des öfteren aus der Feder floss. Wenn er im Roman von einem kleinen „Häuschen in freundlichem Schweizerstyl“ berichtet, so bietet dieses den Verfolgten Schutz und Geborgenheit. Auch das in der fiktiven Ortschaft Rollenburg gelegene „Hotel Schweizerhaus“ hat im Verlauf des Romans nur den einen Zweck, als Zufluchtsstätte zu dienen.
Einen Blick auf die Allgemeinbildung Mays lässt eine andere im „Verlorenen Sohn“ enthaltene Formulierung zu. Vom Helden des Romans, der aufgrund eines Verbrechens lange Jahre im Ausland verbringen musste, wird gesagt, dass er sich mit dem „Heimweh des Schweizers“ nach seinem Vaterlande zurück gesehnt habe.
Die auf den ersten Blick befremdliche und ungewöhnliche Redewendung vom „Heimweh des Schweizers“ geht auf den schweizerischen Naturforscher Johann Jacob Scheuchzer zurück, der 1672 in Zürich geboren wurde und 1733 dort als Stadtphysikus (Stadtarzt) und Professor der Mathematik verstarb. Scheuchzer, nach dem unter anderem der fossile Riesensalamander „Andrias scheuchzeri“ benannt wurde, unternahm eine systematische naturwissenschaftliche Erforschung der Schweiz in geographischer, mineralogischer, botanischer und zoologischer Hinsicht. In einer seiner zahlreichen Veröffentlichungen, und zwar im wöchentlich erscheinenden Journal „Naturgeschichte des Schweizerlandes“, das auch in Deutschland viel gelesen wurde, beschrieb er unter dem Titel „Von dem Heimwehe“, diese „uns Schweizern besondere Krankheit“ und schlug Mittel zur Heilung derselben vor (der angesprochene Artikel befindet sich in der Nummer 15 vom 20. Mai 1705, Seite 57; im Jahre 1746 gab J. G. Sulzern in Zürich die Natur-Geschichte in zwei Bänden neu heraus). Die von Karl May verwendete Formulierung „Heimweh des Schweizers“ umschreibt also die schwerste Form, in der diese Krankheit auftreten kann. Dass Karl May diese Schweiz-bezogene Formulierung verwenden konnte, ist sicherlich ein beredtes Zeugnis seiner Allgemeinbildung.
Eine Betrachtung des Themas „Karl May und die Schweiz“ wäre unvollständig, wenn man den köstlichen Rigi-Dialog nicht erwähnen würde, den der berühmte Westmann Hobble-Frank (alias Heliogabalus Morpheus Edeward Franke aus Moritzburg in Sachsen) in Mays Jugenderzählung „Der schwarze Mustang“ mit Old Shatterhand führt.
Hobble-Frank, der im Rahmen des didaktischen Konzeptes der in Amerika spielenden Jugendromane Mays (Der Ölprinz, Der Sohn des Bärenjägers, Der Geist der Llano Estacado, Der Schatz im Silbersee, Der schwarze Mustang) die Aufgabe hat, auf spaßhafte Weise Bildungsgut in die Erzählhandlung einzubetten, verdreht ständig Wissenswertes aus Geschichte und Literatur, was Anlass zu witzigen Dialogen gibt. In besagtem Rigi-Dialog behauptet Hobble-Frank nun, dass der Rigi seine Hände in Unschuld gewaschen habe. Hieraus entspannt sich ein kurzweiliger Dialog, in dessen Verlauf Old Shatterhand dem Hobble-Frank darlegt, dass er wohl durch eine Verwechslung der beiden schweizerischen Berge Rigi und Pilatus zu diesem Bonmot gekommen sei, und dass der Landpfleger im Neuen Testament, der bei der Verurteilung Jesu seine Hände in Unschuld wusch, ja wohl Pilatus geheißen habe. Im Verlauf dieses Zwiegesprächs geht Old Shatterhand (resp. der Autor May) auch näher auf die beiden Berge Rigi und Pilatus, die er angeblich beide schon bestiegen hatte, ein.
Michael Rudloff
 
   
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