Karl May wurde am 25. Februar 1842 als fünftes von vierzehn Kindern einer in großer Armut lebenden Weberfamilie in Ernstthal im Erzgebirge geboren, neun seiner Geschwister starben in frühester Kindheit. Er verlor – wohl aufgrund von Infektionen oder Mangelernährung – kurz nach der Geburt das Augenlicht. Bis er mit fünf Jahren das Sehvermögen zurück erhielt, lebte er intensiv in der Märchenwelt seiner Großmutter, in den Sphären der Phantasie und des Wunschtraums. Nach dem Besuch der Grundschule erlernte er den Lehrerberuf. Nach kurzer Tätigkeit als Hilfslehrer wurde er in Folge einer nie ganz aufgeklärten Begebenheit (Aneignung fremder Gegenstände zum renommieren) zu sechs Wochen Haft verurteilt. Später wurde ihm deshalb die Erlaubnis, im Schuldienst tätig zu sein, entzogen.
Aufgrund weiterer Delikte, die teilweise skurrile Züge trugen, verbrachte er insgesamt siebeneinhalb Jahre im Gefängnis bzw. Zuchthaus (1865 – 1868 und 1870 – 1874), bevor ihm eine bewundernswerte Resozialisierung gelang. Als Redakteur verschiedener Zeitschriften versuchte er sich erstmals an den später für ihn typischen Amerika- und Orientstoffen. Seit 1877 als freier Schriftsteller tätig, musste er 1879 nochmals eine dreiwöchige Haftstrafe wegen angeblicher Amtsanmaßung verbüßen. Er wurde ständiger Mitarbeiter des „Deutschen Hausschatz“, in dem ab 1881 sein großer Orientzyklus erschien und schrieb nebenher auch noch für andere Verlage. Für die Knabenzeitschrift „Der gute Kamerad“ verfasste er acht Erzählungen „für die Jugend“ (Der Schatz im Silbersee, Der Ölprinz, Das Vermächtnis des Inka, Die Sklavenkarawanne usw.), die später auch in Buchform erschienen.
1882 begann unter dem Titel „Karl May’s Gesammelte Reiseromane“ eine bis heute bestehende Buchreihe, die Mays Popularität weiter steigerte. Nicht zuletzt aufgrund dieser Buchreihe wurde er zum meistgelesenen Schriftsteller deutscher Sprache (Auflage über 100 Mio.). Neben Humorseken, Kolportageromanen, den Abenteuererzählungen mit Winnetou und Old Shatterhand im Wilden Westen sowie Kara Ben Nemsi und Hadschi Halef Omar im Orient schrieb er auch allegorisch-symbolische Werke.
Nach den Erfolgsjahren erlebte er zwischen 1901 und 1911 tragische Prozessjahre, in welchen ihm seine jugendlichen Verfehlungen vorgeworfen wurden. Zehn Tage vor seinem Tod am 30. März 1912, erlebte er in Wien anlässlich seines Vortrags „Empor ins Reich der Edelmenschen“ einen triumphalen Erfolg und die gebührende Rehabilitation.